REM-Schlaf-Verhaltensstörung – Ein Anzeichen für Lewy-Körper-Demenz

Aus: Alzheimer Info 4/2017

Die Demenz vom Lewy-Körper-Typ ist eine Variante der Parkinson-Krankheit, das heißt in der Regel folgt dem Auftreten einer kognitiven Störung innerhalb eines Jahres das Auftreten der für die Parkinson-Krankheit typischen motorischen Symptome. Dazu gehört ein verlangsamter Bewegungsablauf verbunden mit einem Zittern in Ruhe und/oder einem Gefühl von Steifheit in Gelenken und Muskeln.

Ein wichtiges Abgrenzungskriterium zwischen der selteneren Lewy-Körper-Demenz und der Alzheimer-Demenz ist das Vorliegen einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung bei der Demenz vom Lewy-Körper-Typ.

Mit REM-Schlaf wird der Teil des Schlafes bezeichnet, in dem wir träumen. Der Begriff REM-Schlaf ist abgeleitet von der Tatsache, dass wir im Traum die Augen unwillkürlich schnell und ruckartig bewegen (englisch: Rapid Eye Movement - REM). Abgesehen von diesen ruckartigen, schnellen Augenbewegungen fehlt im REM-Schlaf jegliche Muskelaktivität, das heißt, wir sind sozusagen gelähmt, während wir träumen. Weiterhin finden sich im REM-Schlaf ein unregelmäßiger Herzschlag, Blutdruck- und Atmungs-Schwankungen.

Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung, kurz RBD (engl. „REM sleep behavior disorder“), wurde erstmals 1986 von dem amerikanischen Schlafforscher Carlos Schenck beschrieben.

Charakteristisch für die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist: Die sonst im REM-Schlaf blockierte Muskelaktivität ist teilweise vorhanden. Dadurch kann bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung der Traum teilweise in Aktionen umgesetzt (ausagiert) werden. Da die Trauminhalte meist einen aggressiven Charakter haben, bewegen sich die Patientinnen und Patienten zum Teil heftig. Sie wehren sich im Traum, schreien, schlagen um sich oder versuchen zu fliehen. Die Betroffenen sind schnell erweckbar und erinnern sich an die Inhalte des Traumes gut. Aus bisher ungeklärten Gründen wird die RBD hauptsächlich bei Männern diagnostiziert.

Um eine Diagnose zu stellen, werden in der Regel spezielle Fragebögen verwendet und die Krankengeschichte einbezogen. Bei eindeutigem Verdacht auf das Vorliegen einer RBD wird eine Schlafuntersuchung im Schlaflabor unter Videokontrolle vereinbart (Polysomnographie mit Video-Aufzeichnung). Hier kann man die „körperlichen“ Ereignisse einem Schlafstadium zuordnen und kann gleichzeitig die Muskelaktivität im REM-Schlaf beurteilen. Eine eindeutige Diagnose ist nur mit Hilfe einer Polysomnographie möglich.

Wenn die RBD isoliert auftritt, haben die hiervon Betroffenen ein Risiko von bis zu 80 Prozent, innerhalb von 10-15 Jahren an einer neurodegenerativen Erkrankung wie der Parkinson-Krankheit oder der Lewy-Körper-Demenz zu erkranken. Wer also an einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung leidet, darüber hinaus eine Riechstörung hat und merkt, dass er vergesslicher wird oder sich nicht mehr so gut orientieren kann wie früher, sollte sich ärztlichen Rat holen. Die richtigen Ansprechpartner sind Neurologinnen und Neurologen, am besten mit einer Spezialisierung im Bereich Schlafstörungen. Hier können Betroffene klären lassen, ob bereits Symptome für die Parkinson-Krankheit oder die Lewy-Körper-Demenz nachweisbar sind.

Bisher existiert noch kein Medikament, das für die Behandlung der REM-Schlaf-Verhaltensstörung zugelassen ist.

Prof. Dr. Wolfgang H. Oertel
Klinik für Neurologie, Philipps-Universität, Marburg

 

Eine Liste mit wissenschaftlicher Literatur zum Thema REM-Schlaf-Verhaltensstörung stellt die Redaktion auf Nachfrage gern zur Verfügung.

Mit einem speziellen RBD-Fragebogen können Sie testen, ob Sie eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung haben. Wenn Sie mindestens fünf der Fragen mit Ja beantwortet haben, könnte dies der Fall sein und Sie sollten sich an Ihre Hausärztin bzw. Ihren Hausarzt wenden.
Fragebogen kostenlos bei:

REM-Schlafverhaltensstörung e.V.
c/o Philipps-Universität Marburg, Neurologie
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