Berlin, 18. Juni 2021. „Oma ist komisch – sie erzählt mir immer das Gleiche und will gar nicht mehr wissen, was ich mache!“, empört sich Marie. So wie Marie geht es vielen Kindern und Jugendlichen, die erleben, dass ihre Großeltern oder andere nahe Menschen an einer Demenz erkranken. Die Schule ist ein wichtiger Ort für Aufklärung und Wissensvermittlung. Die neue Website www.alzheimer4teachers.de der Deutschen Alzheimer Gesellschaft bietet Pädagoginnen und Pädagogen gut aufbereitetes und vielfach erprobtes Unterrichtsmaterial zum Thema Demenz.
„Ich war überrascht, wie stark diese Krankheit einen Menschen und sein Leben verändern kann. Das wusste ich vorher nicht“, resümiert eine Schülerin einer 6. Klasse. Das Wissen, dass die Krankheit nicht einfach „nur“ vergessen ist, sondern den Alltag der Betroffenen beeinflusst, hat ihren Blick auf Menschen mit Demenz verändert. Der Film „Romys Salon“, der neben zahlreichem anderen Filmmaterial auf www.alzheimer4teachers.de eingebunden ist, erzählt davon, dass sich die Beziehung zum Großelternteil – trotz Demenz – auch vertiefen kann.
Einen anderen Zugang zum Thema eröffnet die Poetry Slammerin Leah Weigand: Im typischen Stil eines Slams beschreibt sie aus der Sicht einer demenzkranken Frau, wie die Demenz – ähnlich wie Motten – Löcher in ihr Gehirn frisst. Und doch bleibt sie eine Frau, die viele Fähigkeiten hat, dazugehören und verstanden werden will. Anhand von aufbereiteten Leitfragen kann der Beitrag mit den Schülerinnen und Schülern reflektiert werden.
Ob der Zugang über Filme, über das eigene Erleben der Schülerinnen und Schüler anhand eines Alterssimulators oder über Rollenspiele gewählt wird, hängt von eigenen Vorlieben, dem Interesse der Klasse oder der verfügbaren Zeit ab. Die Materialien können in Grund- und weiterführenden Schulen, im Deutsch-, Sozialkunde-, Religions- oder Ethikunterricht Einsatz finden. Der Mini-Mental-Status-Test (MMSt-Test) oder die Erarbeitung des Krankheitsbildes anhand von Stationen eignen sich hingegen für den Biologie-Unterricht.
„Ich erlebe, dass die Schüler jetzt sehr viel offener und angstfreier mit dem Thema und alten Menschen umgehen“, berichtet ein Religions- und Sozialkundelehrer. Wenn mehr Pädagoginnen und Pädagogen so etwas sagen könnten, wären wir einen großen Schritt weiter. Und Kinder wie Marie wüssten dann, dass die Krankheit der Grund dafür ist, dass sich ihre Oma so anders verhält und könnten dieses Verhalten besser einschätzen.
Die Seite www.alzheimer4teachers.de wurde mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend entwickelt. Sie knüpft an an das Projekt „Alzheimer & You“ der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, in dem bereits 2010 eine Internetseite zum Thema Demenz für Jugendliche sowie ein Handbuch für den Schulunterricht entwickelt wurden.
Alle Materialien auf www.alzheimer4teachers.de stehen kostenlos zur Verfügung.