12. Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft: Kongressauftakt in Fürth – „Demenz: Hinsehen. Helfen. Handeln.“

Willkommensscreen zum 12. Kongress © Thomas Langer

Willkommensscreen zum 12. Kongress © Thomas Langer

Swen Staack, Schatzmeister der DAlzG, moderierte die Eröffnungsveranstaltung © Thomas Langer

Die Mitglieder des Beirats "Leben mit Demenz" © Thomas Langer

Sarah Straub begleitete sich selbst am Klavier. © Thomas Langer

„Wir brauchen im Versorgungssystem einen Perspektivwechsel! Im Mittelpunkt muss die betroffene Person und ihre Familie stehen. Wir brauchen eine Haltung, die Ressourcen wahrnimmt, stärkt und unterstützt!“ Mit dieser Forderung eröffnete Monika Kaus, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG), den 12. Kongress der DAlzG in Fürth vor rund 600 Teilnehmenden.

Ulrike Scharf, stellvertretende Ministerpräsidentin und Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, überbrachte Grüße von Ministerpräsident Dr. Markus Söder. Sie verwies auf die Erfolge der Bayerischen Demenzstrategie in den letzten elf Jahren und bat die Teilnehmenden des Kongresses sich weiter so engagiert einzusetzen. Das gemeinsame Ziel müsse sein, echte Verbesserungen für Menschen mit Demenz und Angehörige zu erreichen.

Andreas Schulze, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, überbrachte seinerseits Grüße von Familienministerin Lisa Paus. Er griff das Kongress-Motto auf und erweiterte es. Hinsehen sei wichtig, aber auch zuhören - vor allem den Menschen mit Demenz selbst. Helfen sei notwendig, aber man müsse Menschen auch befähigen. Und außer Handeln brauche es das Weiterdenken, um eine demenzsensible Gesellschaft zu gestalten.

Zuletzt hieß Bürgermeister Dietmar Helm die Teilnehmenden in der Kleeblattstadt Fürth willkommen und wünschte erfolgreiche Kongresstage.

Im Anschluss sprachen die Mitglieder des Beirats „Leben mit Demenz“ der DAlzG über ihre vielfältigen Strategien für ein „positives Leben mit Demenz“. Rainer Heydenreich, der seit 3 Jahren eine Demenz-Diagnose hat, erzählte wie schmerzhaft es war, dass viele gute Bekannte sich nach der Diagnose zurückgezogen haben. Doch gelang es ihm darin ein Geschenk zu sehen: „Du kannst die Spreu vom Weizen trennen, und jetzt sind mir 10 enge Freunde geblieben, mit denen die Freundschaft tiefer ist denn je.“ Für Manfred Heigl ist Bewegung sehr wichtig, er ist jeden Tag draußen unterwegs und sehr aktiv. Er plädierte dafür, dass Menschen mit Demenz offen sein sollten für neue Ideen: „Die Chancen von neuen Technologien wie KI sollten wir nutzen, auch wenn es Risiken gibt – wir haben doch nicht viel zu verlieren.“ Für Offenheit plädierte auch Bernd Heise, wenn auch in anderer Hinsicht: „Geht offen mit der Krankheit um. Teilt den anderen mit, wo Hilfe willkommen ist und wo nicht. Volkmar Schwabe sprach darüber, dass man sich der Krankheit aktiv stellen sollte: „Ich achte auf eine gesunde Ernährung, viel Sport und Bewegung und mache täglich Hirnleistungstraining, um fit zu bleiben.“ Für Ulla Legge, die alleine lebt, ist ihr Hund eine wesentliche Unterstützung: „Mia und ich sind ein gutes Team, ich füttere sie und sie begleitet mich bei unseren Spaziergängen und Radtouren.“ Lieselotte Klotz, die auch Vizevorsitzende der Europäischen Arbeitsgruppe von Menschen mit Demenz ist, ging darauf ein, wie wichtig es ist, dass Menschen mit Demenz sich in verschiedenen Gremien und in die Forschung zu Demenz aktiv einbringen: „Es macht einen Riesenunterschied!“ Und trotz aller Verluste, die die Krankheit ihr gebracht hat, sei ihr Motto „So lange ich lebe, feiere ich das Leben!“ Für ihre berührenden, engagierten und Mut machenden Beiträge erhielten die Mitglieder des Beirats tosenden Applaus aus dem Publikum.

„Was können wir von den neuen Alzheimer-Medikamenten erwarten?“ war die Fragestellung einer spannenden Debatte zwischen den Demenzforschern Prof. Dr. Janine Diehl-Schmid vom kbo-Inn-Salzach-Klinikum, Wasserburg am Inn und Prof. Dr. Timo Grimmer von der TU München. Sie diskutierten über Hoffnungen und Grenzen der neuen Anti-Amyloid-Antikörper. Diese sind unter anderem in den USA schon als Therapie für ein frühes Stadium der Alzheimer-Krankheit zugelassen, für die EU steht die Entscheidung aber noch aus. Die Wirkung dieser Mittel ist begrenzt, sie können nicht heilen, sondern das Fortschreiten der Krankheit nur etwas verlangsamen. Gleichzeitig gibt es gravierende Nebenwirkungen. Angesichts der großen Anstrengungen, die derzeit bezogen auf diese neuen Medikamente unternommen werden, plädierte Diehl-Schmid dafür, dass ebenso viel Energie aufgewandt werden sollte, um auf die Wichtigkeit von Demenz-Prävention hinzuweisen. Nach neuesten Untersuchungen könnten bis zu 45 Prozent aller Demenzen vermieden werden, wenn das Potenzial von Prävention voll ausgeschöpft würde.

Das Eröffnungsprogramm wurde musikalisch begleitet von Dr. Sarah Straub, Liedermacherin, Autorin und Neuropsychologin, die sogar ein bisher unveröffentlichtes Lied präsentierte.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus hat, neben dem Ministerpräsidenten von Bayern Markus Söder, die Schirmherrschaft über den Kongress übernommen.

Im Rahmen des Kongresses werden noch bis Samstagmittag vielfältige Themen und Ideen rund um das Leben mit Demenz präsentiert und diskutiert.

Veranstaltungsort:

Stadthalle Fürth, Rosenstr. 50,
90762 Fürth
Pressebüro beim Kongress:
Geöffnet ab 10. Oktober, 8.30 Uhr
Tel: 0151 – 22 08 94 10
E-Mail: pressedeutsche-alzheimerde

Mehr Informationen unter www.demenz-kongress.de