Aktiv sein – am Leben teilnehmen
Aus: Alzheimer Info 4/10
Sport ist ihm noch immer wichtig
Mein Mann war immer sportlich. Schon als Kind war er in der Leistungsriege des Schwimmvereins. Als Jugendlicher machte er Leichtathletik und alle erdenklichen Ballsportarten. Als Erwachsener spielte er Hand- und Basketball, lernte Skifahren und nahm jede Gelegenheit wahr, sich sportlich zu betätigen.
Als seine Krankheit vor ca. 10 Jahren ausbrach – er war damals 55 Jahre alt –, war er bedrückt und hörte mit dem Sport auf. Das war ein erstes Alarmsignal für mich. Aber schon bald hatte er wieder Interesse. Wir gingen regelmäßig zum Basketball- und Tennisspielen, fuhren zum Skilaufen. Er lernte Nordic Walking und belegte gemeinsam mit mir Fitnesskurse.
Heute kann er seine Sporttasche nicht mehr allein packen. Er findet den Weg zur Dusche nicht. Seine Tennisherren spielen nicht mehr mit ihm, denn er kann die Punkte nicht mehr zählen und wechselt die Seite nicht korrekt. Aber meine Tennisdamen und ich spielen mit ihm und profitieren von seinen technisch gut ausgeführten Schlägen. Beim Altherrenbasketball ist er der schnellste und wendigste Spieler und erfolgreichste Korbwerfer.
Er ist nach dem Spiel gelöst, selbstbewusst und geistig aufgeschlossener. Er genießt das Zusammensitzen mit den anderen Sportlern, während er sonst in größeren Gruppen nach einiger Zeit unruhig wird und nach Hause möchte.
Ich glaube, beim Sport merkt er, dass er noch mithalten kann, zieht daraus Motivation und Selbstbewusstsein für sich. Ich hoffe, ich kann ihm diese Betätigungen noch eine Weile ermöglichen, weil sie sein Leben bereichern und einen Sinn geben. Ich kann mir vorstellen, dass auch andere jüngere Alzheimer-Kranke von sportlichen Aktivitäten profitieren, und würde mir wünschen, dass Pflegeheime und Tagesstätten in dieser Hinsicht ihr Angebot vergrößern.
Vera Sachtleben
Selbsthilfegruppe der Alzheimer-Gesellschaft Berlin e. V.